Welt der Menschen

Langsam lies er die Klinge horizontal am Unterbauch der Ratte entlanggleiten, und eine frische, rosane Gewebeschicht zeigte sich.
Das Tier war noch nicht lange tot, höchstens ein paar Minuten, weswegen es auch jetzt noch anfing zu bluten.
Er machte einen sehr feinen Schnitt, hauchdünn und so flach wie möglich.
Vorsichtig nahm er eine Zange, zog eine Schicht zur Seite und seine Vermutung bewahrheitete sich.
4 winzige Jungen kamen ihm entgegen. Sie hätten nicht mehr lange bis zur Geburt gehabt und der tot der Mutter hatte sie selber an den Rande des Todes gebracht.
Fabion strahlte fast und legte ein Leinentuch neben sich auf den Tisch. Vorsichtig packte er eines nach dem anderen an den Gliedmaßen, zog es vorsichtig heraus und platzierte es auf das Tuch.
"Wenn es wirklich aus Freude töten würde, würde es in regelmäßigen Abständen passieren. Es braucht immer ungefähr die gleiche Zeit, bis einem langweilig wird. Aber unseres Ding lässt sich ja manchmal Wochen Zeit, und dann kommt es auf einmal in drei aufeinanderfolgenden Nächten..."

Nurielle nickte langsam und kaute auf ihren Nägeln rum. "Ich glaube es hat Spaß daran. Anders kann ich es mir nicht erklären".
Sie kicherte und lief zu ihm um ihm zu zu gucken (< sieht lustig aus... zu zu... tschu tschu... ich bin ein zug...)
"Oder es sammelt Körperteile und baut irgendwo ein Irgendwas, damit es auch mal Freunde hat!"

Fabion legte sie Ratte nieder, legte sie auf den Rücken und streckte ihre Füße in alle Richtungen, fixierte sie mit dünnen Fäden.
"Noch nicht sehr viel."
Er nahm seine kleine, scharfe Klinge in die Hand.
"Ich weiß immer noch nicht, ob es tötet um zu fressen, oder ob es aus reiner Freude tötet. Es fehlen zwar Teile der Opfer, Organe und Gliedmaßen sind deutlich angefressen, aber es frisst nie etwas ganzes. Es scheint nicht einmal mehr bestimmte Dinge zu bevorzugen, immer fehlt von irgendetwas etwas, ich finde da kein Muster."
Er drehte Nurielle den Rücken zu und platzierte die Klinge am Unterbauch der Ratte. "Nicht einmal mehr bei den Opfern gibt es ein Muster. Zuerst dachte ich, es bevorzugt Kinder oder Erwachsene bis Mitte 30."
Er atmete tief aus, "aber dieser arme Kerl war fast 50... Gut, der hätte eh nicht mehr lange gehabt."

Nuri sprang ihm hinterher und betrat sein Haus mit einer Selbstverständlichkeit. Wenn sie nicht gerade bei ihrer Tante und ihrem Onkel war, besuchte sie Fabion. Sie lief zu der kleinen Eule und kraulte ihren Kopf mit ihrem Zeigefinger "Na du kleines Ding?".
Sie drehte sich zu Fabion "Hast du schon etwas neues über die Bestie herausgefunden? Wie sie aussieht? Ihr Verhalten?". Sie setzte sich auf einen Stuhl und zog ihre Lederstiefel aus "Hmn?".

Fabion zeigte auf das Haus, das er gerade verlassen hatte, "Darin sieht es auch so aus, als hätte man jemanden die Innereien entfernt. Vielleicht weil so ist..." Er steuerte in langsamen Schritten auf sein Haus zu.
Er lief blind Richtung Heim, seine Augen starr auf die Ratte gerichtet, seine Finger ertasteten jeden Zentimeter davon.
Mit einer seltsamen Mischung aus Überraschung und Begeisterung sah er Nurielle an, "Fantastisch!" sein Grinsen wurde breiter und er legte einen Zahn zu.
Nurielle lies tatsächlich den kleinen Jungen in ihn hervorkommen, der gerade entdeckt hatte wie toll es doch ist im Schlamm zu spielen.
Seine Tür war unabgeschlossen, sie lies sich mit einem Händestoß aufdrücken. Hier käme sowieso keiner freiwillig rein.
Die Tür knallte laut gegen eine Metallplatte und aus einer Ecke ertönte der meckernde Ruf einer Eule, die sich in einer dunklen Ecke auf ihrem Nest zusammengekauert hatte.
Fabion zuckte zusammen, "Jedes mal... Es tut mir leid." Er sah zu dem Tier, das sich aber auch schnell beruhigte
.

"Das wird UNS helfen Fabion! Uns!" sie kicherte und sprang im Kreis, ähnlich einer zwölf Jährigen. Ihre Augen strahlten "Überleg mal wenn ich dieses Bissige Biest mit bloßer Hand getötet bekomme, was ich dann mit all den neuen Waffen mit der Bestie anstellen werde! Ich werde sie in Stücke reißen!". Ihre Stimme wurde finsterer und sie ballte die Hände zu Fäusten "Ich werde er Zerstückeln, wie meine Tante den Kohl. Aber erst wenn ich diesem Monster die Bauchdecke aufgerissen habe und den Mageninhalt mit bloßer Hand heraushole. Ich werde ihm dabei zusehen wie es leidet. Ich werde es genießen."

Fabions Augen weiteten sich als Nurielle ihn ansprang.
Zuerst japste er kurz, als er sich erschrak, aber das wandelte sich schnell in ein Lachen.
Als Nurielle von ihm abgelassen hatte, sah er auf die Ratte. "Oh Super" er war wirklich begeistert und nahm Nurielle de Ratte ab.
Er hielt kurz in verschiedene Richtungen und beäugte sie von vielen Seiten.
"Das wird mir helfen! Danke! Keine Bissspuren, keine Frakturen... Wenn man vom Genick absieht."

Surprise, Surprise

Nurielle musste breit grinsen als sie Fabion's Stimme wahrnahm.
Sie rannte von hinten auf ihn zu und sprang ihn an, klammerte sich um seinen Hals als wolle sie Huckepack
"Na du alter Griesgram, was denn nun schon wieder?".
Sie verwuschelte ihm die Haare und ließ von ihm ab. Sie stellte sich mit prahlend vorangestreckter Brust vor ihn und hob ihm eine große Ratte ins Gesicht "Mit bloßen Händen mein Freund, mit BLOßEN HÄNDEN!"

Die Tür hinter Fabion knallte laut, nachdem er durch sie nach draußen gelangte.
Seine blutverschmierten Finger putzte er grob an seiner braunen Kleidung ab. Er drehte sich um, näherte sich der hölzernen Tür und schrie,
"Wenn sie nur im geringsten in der Lage wären, ein Reptil von einem Vogel zu unterscheiden, würden selbst sie sehen, dass das nicht die Bissspuren eines Hundes sind!"
Einige Menschen drehten sich um, das Wort "Freak" war wieder zu hören.
Eine weitere Leiche die man nur noch anhand ihrer Kleidung erkennen konnte, wenn man denn alle Teile gefunden hat.
Er durchfuhr seine Haare mit seinen noch immer blutverschmierten Händen, murmelte hastig vor sich hin während er sich auf den Weg über ein kleines Feld in Richtung Heim machte.

Frankreich im Jahre des Herrn 1764.
Die Dörfer des Nerión Tales waren keineswegs dichtbesiedelte Kleinstädte, sondern vielmehr einzeln stehende Häuser, von Hof, Garten oder Feld umgeben. Es waren wenige Häuser, di ezu einer Dorfgemeinschaft gehörten und etwas entfernt voneinander standen. Wer nicht in einem solchen Dorf lebte, der wohnte in einem Einzelhof irgendwo in der Landschaft. Die Häuser waren aus Holz mit Lehm verstrichen udn hatten ein Dach aus Stroh, welches bis kurz über den Boden reichte. Die Öffnungen der Fenster konnten mit Holzladen verschlossen werden. Das Dorf befindet sich ein einem Nebenstrom, der in einen großen Fluss mündet und zu den Wasserfällen führt.